Mit Bestimmtheit kann nicht gesagt werden, wann genau das Schützenwesen in Deutschland erfolgte. Man geht davon aus, dass es zur Zeit Kaiser Heinrich I. ( 919 - 936) war, der ja die ersten Städte in Deutschland erbaute und diese durch Mauern und andere Befestigungsarten schützen ließ, um diese vor Überfälle zu sichern.
Zur Bewachung der Stadtmauern verpflichtete er die Bürger der Städte. Hier in den Städten entstanden die ersten Bürgerwehren. Aus alten Urkunden weiß man, dass im 11.Jahrhundert die geordneten Bürgerwehren ihren Dienst taten und sich besonders im Armbrustschießen übten. Davor bestand die Tätigkeit der Bürgerwehr in erster Linie in der Bedienung der Schleudermaschinen.
Um mit der Armbrust gute Schießergebnisse zu erzielen, musste geübt werden, da ja die Bedienung der Armbrust eine entsprechende Geschicklichkeit verlangte. Jedes Mitglied der Bürgerwehr musste eine angemessene Bewaffnung besitzen, die er selbst kaufen musste.
Natürlich wurde auch verlangt, dass der „Schütten“ die Waffe beherrschte. So wurden für die „Schütten“ besondere Ausbildungszeiten festgesetzt. Aus Hamburg ist aus dem Jahre 1350 bekannt, dass die „Schütten“ einen besonderen Sold erhielten. Ähnliches ist auch bekannt aus der Stadt Rostock.
Übungen zur Beweisführung der Treffsicherheit wurden im Jahr ein- bis zweimal durchgeführt. Diese Beweisführung endete meist mit einem fröhlichen Abschluss. Aus diesem jährlichen Übungsschießen entwickelte sich später der Königsschuss. Es wurde zunächst auf den Vogel oder wie man in Mecklenburg sagte, nach dem „Papgoyen“ geschossen. Als Lohn gab es für den besten „Schütten“ den silbernen Löffel oder den Zinnkrug.
Um 1516 ist bekannt, daß in Mecklenburg derjenige König wurde, der den letzten Teil des Vogels von der Stange schoss. Der König durfte den Papageien, später auch den Adler in verkleinerter Form, an einer Kette oder an einem Schmuckbande um den Hals tragen.
Zuerst war die Waffe der „Schütten“ die Armbrust, später trat die Muskete und dann die Büchse an seine Stelle. Die ersten Handfeuerwaffen (Gewehre) kamen um 1364 auf. 1478 wurde das Luntenschloß und später die Hakenbüchse erfunden. Die Muskete wurde durch Kaiser Karl V. aus Spanien nach Deutschland eingeführt. Durch die Erfindung des sogenannten Radschlosses durch den Nürnberger Johann Kiefuss wurde bei der Hakenbüchsen die Lunte entbehrlich. Aus dem ungefähr zur gleichen Zeit erfundenen Schnappschloß entstand später (1630 - 1640) das Feuersteinschloß. Die Entwicklung der Gewehre nahm bis Ende des 18.Jahrhunderts schnell zu. Durch die Hinterlader wurden die Vorderlader verdrängt.
Das Schützenwesen in Mecklenburg begann nach vorliegenden Unterlagen um 1390. Es hat sicherlich schon früher diese Bewegung gegeben, lässt sich aber durch Urkunden
oder sonstigen Unterlagen nicht beweisen. Hierbei sollte man erwähnen, dass durch Unruhen und mangelhafte Unterstützung der Städte den Schützenzünften nur ein kurzes Leben beschieden war.
Wie aus alten Unterlagen ersichtlich, ist die älteste Zunft in Mecklenburg die Parchimer, die schon 1410 nachzuweisen ist. Die Brüeler Schützenzunft wurde 1425 gegründet; damit ist sie die zweitälteste Mecklenburgs. Aber auch die Schützenzünfte Woldegk (1514 gegründet) zählen mit zu den ältesten des Landes.
Aber wie schon erwähnt, kann eine breitere Einführung der Schützenzünfte oder Schützengilden erst ab 1516 festgestellt werden. Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges hat sicherlich in Mecklenburg die Entwicklung des Schützenwesens gehemmt oder teilweise verschwinden lassen. Wohl gibt es auch noch alte Urkunden aus dem 16.Jahrhundert aus Bützow, Malchin, Rehna und Teterow. Hier taucht immer wieder der Begriff „Zunft“ auf.
Um 1640 finden in Mecklenburg viele Gründungen der „Zünfte“ statt; hier nur einige, z. B. Schwerin 1640, Grabow 1655. Wer „den löblichen Gilde gewinnen will“, hat Eintrittsgeld zu entrichten, das ihm am Genuss und Eigentum der Privilegien der Zunft teilnehmen lässt. Nach Dr. Hans W. Barneweitz haben die Herzöge ab 1700 das Patronat der Zünfte übernommen, es beginnt mit Herzog Karl Leopold (1678 - 1747) und Christian Ludwig II., regierender Herzog von 1747 - 1756 (geb. am 15.Mai 1683). Die Herzöge lassen die bestehenden Schützenzünfte durch den Rat der Stadt beaufsichtigen, und beim jeweiligen Königsschuss lassen sich die Herzöge auch in späterer Zeit durch einen besonderen Beauftragten vertreten, der den ersten Schuss auf den Vogel oder Scheibe abgibt.
Man kann feststellen, „Mecklenburg gehört mit seinen Schützenzünften zu den ältesten Zünften in Deutschland“.
Es sollte hier erwähnt werden, dass der vermögende Teil der Bürgerschaft einer mecklenburgischen Stadt, wie Kaufleute und Handwerker, Mitglied der Schützenzunft waren. Bürger der gehobenen sozialen Stellung waren in den Vorständen der Vereine und natürlich auch der Schützenzunft vertreten.
Handwerker, die auch wirtschaftlich zu kämpfen hatten, ließen es sich nicht nehmen, Mitglied der Schützenzunft zu sein. Man strebte auch danach, Schützenkönig zu werden, obwohl dies eine teure Angelegenheit war.
Zu großer Blüte gelangten die Zünfte um 1861, als der Herzog Ernst von Sachsen-Coburg auf seine Veranlassung hin den Deutschen Schützenbund gründen ließ. In Mecklenburg gab es zu diesem Zeitpunkt noch keinen geschlossenen Landesverband, jeder Verein war für sich verantwortlich, wobei allerdings gegenseitige Einladungen zu dem üblichen Fest gang und gäbe waren.
Am 17. und 18. September fand bei Bützow auf der Vierburg ein Schützenfest statt. Angereist waren 80 Schützen; teilgenommen haben nur 79, weil ein Mitglied wegen dringender Dienstgeschäfte zurücktreten musste. Aus heutiger Sicht waren das nur wenige.
Man vermutete, daß es am schlechten Wetter, an der Gesinnung der das Fest Vorbereitenden, sowie aller dabei anwesenden lag. Das Ausbleiben vieler, welche ihre Teilnahme fest zugesagt hatten, brachten das Lokal-Comitee -Festkomitee- auch beim Begleichen der Preise in Schwierigkeiten. Der erste Landesschützenkönig bekam einen vom Goldschmied Herrn Stegmann aus Bützow hergestellten vergoldeten Silberpokal. Desweiteren wurden vier Preise aus Silber erworben. Vom Ankauf einer vorzüglich schönen, von einem Büchsenmacher gefertigten Büchse, die man ursprünglich als ersten Preis ausersehen hatte, musste aus finanziellen Gründen Abstand genommen werden. Diese wurde sofort von einem Teilnehmer gekauft, die ihren Besitzer zum König machte.
Einige waren schon am Vorabend angereist und trafen sich mit dem Festkomitee im Vogler´schen Gasthof. Die meisten Schützen kamen am Morgen des 17.September mit dem Frühzug. Die Bützower erwiesen sich als liebevolle Gastgeber; für jeden hatten sie
freie Unterkunft und Verpflegung. Auf dem Bahnhof wurden die Schützen vom Festkomitee empfangen; alte Bekannte lagen sich in den Armen oder wechselten einen kräftigen Händedruck. Manchem war das Haar ergraut; Auge und Arm wie eh und je in Form.
Gemütlich gingen, nur wenige Minuten benötigend, die Schützen zu den Schießständen, die in dem zur Stadt gehörenden Buchenwald nahe der Vierburg errichtet worden war. Kanonendonner, lustig flatternde Fahnen in den mecklenburger Farben und eine Fanfare begrüßten die Ankommenden. Als nun auch noch die Sonne durch die Wolken brach, eilten alle, ihre Büchsen im Arm, zu den Ständen. Angetan waren die aus den verschiedenen Teilen des Landes versammelten Schützen von der zweckmäßigen Einrichtung des Schießplatzes und bedankten sich beim Festkomitee mit einem Hoch.